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XENON 2 - Game Boy Review


Verschenktes Potential


Genretypisch übernehmt Ihr auch im Shoot’em-Up Xenon 2 die Rolle eines todesmutigen Piloten, der sich, daran macht, den Bildschirm eures Game Boys von unten nach oben abzufliegen.

Ebenso typisch ist dabei die Zielsetzung, den Level lebend zu beenden und währenddessen möglichst viele der feindlichen … Objekte(?) abzuschießen, um anschließend die großteils bewegungsunfähigen Bossgegner zu besiegen.

Wie bereits erwähnt seid Ihr in Xenon 2 von unten nach oben unterwegs und müsst Euch dabei den Weg durch Horden von Gegnern bahnen. Dabei erhaltet Ihr für jeden abgeschossenen Gegner Punkte, welche Eurer „Score“ gutgeschrieben werden. Im Gegensatz zu den meisten Game Boy Spielen ist die Punktzahl hier aber nicht nur ein Blickfang, sondern dient als Währung, die sich im Shop gegen neue Waffensysteme eintauschen lässt. Den Shop-Bildschirm erreicht Ihr jeweils zur Hälfte bzw. nach Abschluss eines Levels.

Während des Verlaufs eines Levels hinterlassen einige Gegner noch zusätzlich Geld, in Form kleiner Copyright-Symbole. Das Meiste Bare geben dabei selbstverständlich die Bossgegner, auf die ihr regelmäßig trefft.
Fairerweise lässt Euch das Spiel Genug Zeit dieses einzusammeln. Erst nachdem das gesamte Geld eingesammelt wurde, oder dieses vom Bildschirm verschwunden ist, werdet Ihr zum Shop weitergeleitet.

Zwar kreuzen auch einige reguläre Powerups Euren Weg, diese sind aber Genreuntypisch nur sehr selten zu finden. Das ist für ein klassisches Shoot'em-Up zwar ungewohnt, aber weiter kein Problem, da das eigentliche Aufrüsten des Raumschiffs im Shop von statten geht.

Im Shop selbst, könnt Ihr euch neben neuen Waffen auch Verstärkungen für die alten kaufen und sogar auf frische Lebensenergie zurückgreifen. Ja, tatsächlich. Im Gegensatz, zu den meisten Shoot’em-Ups hat Euer Raumschiff in Xenon 2 eine Energieleiste und gibt nicht direkt nach dem ersten Treffer seinen Geist auf. Solltet Ihr doch einmal das Zeitliche segnen, stehen Euch noch zwei weitere Versuche zur Verfügung das Spiel zu beenden. Sind diese ebenfalls aufgebraucht, muss das Spiel von vorne begonnen werden – Eine Möglichkeit zum „Continue“ gibt es somit leider nicht.

Ein weiterer Unterschied zu vielen Genrekollegen ist auch, dass Euch eine Kollision mit den Levelbegrenzungen keinen Schaden zufügt und Ihr sogar rückwärts fliegen könnt. Das ist vor allem in den Levelabschnitten nützlich, in denen die Levelbegrenzungen Euch dazu zwingen, eine von mehreren Flugrouten zu wählen. Solltet Ihr hier die falsche Abzweigung nehmen, landet Eure Spielfigur in einer Sackgasse, aus der sie sich nur durch den Rückwärtsschub wieder herausmanövrieren lässt. Da der Spielbildschirm sich aber währenddessen weiter nach oben bewegen will, ist dies nur sehr langsam und mühselig zu schaffen. Beim ersten Spielen ist es reine Glückssache hier die richte Route zu wählen, wie auch zu wissen, dass in einem Level beispielsweise extrem viele Gegner in den Wänden sitzen und nur mit dem „Side Shot“-Upgrade unter Kontrolle zu halten sind.

Ihr seht also, das Spiel hat einen deftigen Trial & Error Anteil, der zum „auswendig lernen“ der Level führt.

Die Bedienung des Gleiters funktioniert prinzipiell problemlos:
Per Steuerkreuz bewegt Ihr diesen in alle vier Richtungen über den Bildschirm, mit „A“ wird gefeuert, während sich „B“ vom Kampfgeschehen gänzlich ausgeschlossen fühlt und nur das Abbrechen eines eventuellen Fehlkaufes im Shop übernehmen darf.

Allerdings trübt hier der Einsatz sekundärer Waffensysteme das Gesamtbild. So gibt es neben den üblichen Projektilwaffen auch eine Mine. Diese Aktiviert Ihr, PARALLEL mit allen anderen von Euch ausgerüsteten Waffen, indem Ihr „A“ gedrückt haltet. Bewegt sie dann, GLEICHZEITIG mit Eurem Schiff via Steuerkreuz über den Schirm und platziert sie, in dem Ihr „A“ wieder los lasst, schließlich am gewünschten Ort.

Dieses Steuerungskonzept ist nicht nur total überladen und Spielerunfreundlich, sondern wird auch ein ums andere mal dafür sorgen, dass Ihr Euer Schiff in die eigene Mine hinein steuert.

Abgesehen, von der Minensteuerung gibt es allerdings nichts weiter an der Bedienung von Xenon 2 auszusetzen. Das Schiff lässt sich flüssig über den Bildschirm bewegen und reagiert ohne Verzögerung auf jede Eurer Eingaben.

Die grafische Darstellung ist hingegen der wirkliche Schwachpunkt von Xenon 2. Zum einen gleicht Eure Spielfigur eher einem schwerfälligem Spaceshuttle, als einem futuristischen Kampfgleiter. Zum anderen lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, gegen was Ihr überhaupt kämpft. Es sind zwar einige eindeutig identifizierbare Gegnertypen vorhanden, wie z.B. Köpfe oder Insekten, aber viele der Standardgegner sind einfach nur durch irgendwelche undefinierbare Formen dargestellt, die sich in bestimmten Flugmustern auf Euch zu bewegen.

Bei der Darstellung der Bossgegner hat man sich hingegen doch etwas mehr Mühe gegeben. Diese sind in der Regel optisch recht beeindruckend und spielerisch abwechslungsreich ausgefallen. Aber, auch hier hätte man weitaus mehr aus dem Spiel herausholen können.
Viele der Bosse bewegen sich nicht und zeigen, wenn überhaupt, nur minimale Animationen. Das heißt zwar noch lange nicht, dass sie sich nicht verteidigen oder keine Herausforderung für den Spieler darstellen würden, aber es ist dennoch sehr enttäuschend wie viele der Bosse unbeweglich auf einer Stelle bleiben..

Die Endgegner, die, sich ausnahmsweise dann doch Bewegen, müssen allerdings ohne jegliche Umgebungsgrafik bekämpft werden. Ja, in diesem Fall heißt es wortwörtlich „Nur du und der Boss“ und sonst nichts - rein gar nichts:

Kein Hintergrund, keine Levelbegrenzungen. Nichts.
Nur zwei Figuren auf weisem Hintergrund.

Wow, das ist sogar für ein Game Boy Spiel minimalistisch.

Während sich der Hintergrund allgemein in schlichtem Weis präsentiert, sind die Levelbegrenzungen klar erkennbar und, wie auch die von Euch abverlangten Flugrouten, sehr abwechslungsreich aufgebaut. Aber auch hier stört wiederum das Gegnerdesign. Es ist sicherlich kein Fehler Gegner in das Spiel zu integrieren, die sich an den Wänden festgesetzt haben… nur, was zur Hölle sollen diese Dinger darstellen?

Nun,… Um Fair zu sein, muss man allerdings sagen, dass die Grafik kontinuierlich zwischen ansehnlich und unterirdisch hin und her schwankt.

Die Bossgegner sind allesamt ebenso detailliert, wie abwechslungsreich gestaltet und schon allein aufgrund ihrer Größe recht imposant anzusehen. Was auch auf einige, wenige Gegnertypen abseits der Bosse zutrifft.

Im Allgemeinen lässt sich über die grafische Leistung von Xenon 2 sagen, dass sie mit zunehmender Größe des dargestellten Objekts entsprechend besser, bis hin zu sehr gut, wird. Die massiven Fehler, die bei der technischen Umsetzung gemacht wurden, überschatten diese Tatsache allerdings und sind für mich trotz allem inakzeptabel.

 Während die Grafik und insbesondere das Gegnerdesign, doch einige Patzer aufweisen ist die musikalische Untermalung mit ihrem Game Boy / Techno Mix passend ausgewählt. Ja, das hört sich vielleicht etwas seltsam an, aber das typische Game Boy Gepiepse wurde tatsächlich in einen treibenden Techno-Song verwandelt, der obendrein auch noch wunderbar den Spielverlauf untermalt. Einiger und leider auch unerträglicher Wermutstropfen ist, dass es sich dabei um eine sehr kurze Endlosschleife handelt.
Diese ist für Game Boy Verhältnisse zwar überraschend komplex, wird aber dennoch nach einiger Zeit schlichtweg zur monotonen Qual.
Glücklicherweise lässt Euch das Spiel vor Spielbeginn die Wahl, ob Ihr Euch mit oder ohne musikalische Untermalung ins Abenteuer fliegen wollt.

Die restlichen Soundeffekte sind recht dünn geraten und geben selten das wieder, was sie eigentlich darstellen sollen. Lediglich der Schuss lässt sich seinem akustischen Gegenstück logisch zuordnen. Alle anderen Effekte wie beispielsweise Explosionen oder getroffene Gegner hören sich doch sehr sinnentfremdet an.


Xenon 2 - Fazit:

Xenon 2 verschenkt auf dem Game Boy viel von seinem, durchaus vorhandenem, Potential durch massive Fehler in der Präsentation.

Es macht schlicht und einfach keinen Spaß erst auf undefinierbare Dinge zu schießen, während dessen zum tausendsten Mal ein und dasselbe Lied zu hören ist, nur mit der Belohnung den Boss auf einem komplett weisen Bildschirm bekämpfen zu dürfen.

Das ist wirklich Schade. Denn das eigentliche Spieldesign ist mit seiner Shopfunktion, dem anspruchsvollem Leveldesign und seinen abwechslungsreichen Bosskämpfen über jeden Zweifel erhaben. Kann sich aber leider nur gegenüber den tolerantesten Spielern entfalten.


Pro:
- Abwechslungsreiches Level- & Bossdesign

 

Kontra:
- Undefinierbare Standardgegner
- Bosskämpfe auf weisem Bild
- Schwache Soundeffekte
- Nur ein Musikstück


Xenon 2

Genre: Shoot'em-Up

System: Game Boy

Jahr: 1992

Entwickler: The Bitmap Brothers

Publisher: Mindscape

Bezugsquelle: Ebay

 

 

Sehr gute Ideen, die schrecklich auf den Game Boy portiert wurden!

 

 

4 / 10 Punkte

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