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WOLFENSTEIN: THE NEW ORDER [PC] - Brutal und düster


Brutal und düster


Obwohl ich zu einem ordentlichen Ballerspiel nicht gerne nein sage, kann ich mit kompetitiven Shootern nicht sonderlich viel anfangen. Daher freut es mich umso mehr, dass es immer noch Shooter gibt, die ihren Fokus auf eine gut inszenierte Einzelspielerkampagne und eine starke Atmosphäre legen.

 

 

Eines dieser Spiele ist Wolfenstein: The New Order, das komplett auf einen Multiplayer verzichtet und den Spieler stattdessen komplett in seine Welt ziehen will.


Die Herrschaft des Regimes


"In seine Welt ziehen" ist dabei durchaus ernst gemeint.

 

Wolfenstein: The New Order spielt in einem alternativen Geschichtsverlauf des zweiten Weltkriegs, in der es die Nazis durch überlegene Technologie geschafft haben, die Alliierten zu besiegen.

 

Die Geschichte beginnt im Jahr 1946, in der wir die Rolle von William "BJ" Blazkowicz übernehmen und an einem Angriff auf das Hauptquartier von General Totenkopf teilnehmen. Dieser ist hauptverantwortlich für die technische Überlegenheit der Nazis und muss gestoppt werden, damit der Krieg nicht verloren wird.

 

Bereits bei diesem ersten Einsatz werden wir mit Roboterhunden, künstlich verstärkten Supersoldaten und gigantischen Kriegsmaschinen konfrontiert, welche die Überlegenheit von Totenkopfs Technologien unter Beweis stellen.


Wolfenstein The New Order Screenshot 01
Selbst das Innere von U-Booten wirkt wie ein Raumschiff.
Wolfenstein The New Order Screenshot 02
Kampfroboter halten nicht nur als Zwischengegner her. Wir treffen häufiger auf sie, als uns lieb ist!


Der Angriff scheitert und "B.J." kommt nur knapp mit dem Leben davon. Fortan trägt er einen Granatsplitter im Kopf und landet für einige Jahre in einer Nervenheilanstalt des besetzen Polens. 

 

Nach diesem intensiven Auftakt springt die Geschichte ins Jahr 1960. Hier kommt B.J. langsam wieder zu Sinnen und findet sich in einer von den Nazis dominierten Welt wieder. Fortan macht er es sich zur Aufgabe den Wiederstand zu reaktivieren und es dem übermächtigem Regime so schwer wie möglich zu machen.

 

Dabei wird schnell klar, dass er es nicht nur mit physischen Gegnern, sondern auch mit der durchweg beklemmenden Allgegenwärtigkeit des Regimes zu tun hat. Die Liebe zum Detail, welche hier an den Tag gelegt wurde, eine glaubwürdige postnazi Welt zu erschaffen, ist genauso lobenswert wie verstörend.

 

Alle Charaktere, die B.J., während seines Kampfs gegen das Regime trifft sind glaubhaft in ihrer Rolle dargestellt und machen das Setting umso intensiver. Jedes Gespräch das wir führen, jeder gefundene Brief, jede Tonbandaufnahme, jedes Plakat das wir sehen, zieht den Spieler tiefer in die alternative Realität von Wolfenstein The New Order.


Wolfenstein The New Order Screenshot 03
Die intensiven Zwischensequenzen bereiten uns auf den nächsten Spielabschnitt vor.
Wolfenstein The New Order Screenshot 04
Auch unsere Gegenspieler sind glaubhaft in Szene gesetzt und glänzen durch ihre hervoragende Synchronisation.


Tastenakrobatik


Wolfenstein ist eines der Urgesteine im Shooter-Genre selbst, da wäre es natürlich eine Schande, wenn es etwas am Gameplay auszusetzen gäbe. 

Aber auch hier kann The New Order Punkte sammeln.
Die Schusswechsel spielen sich sehr intuitiv. Wer bereits den ein oder anderen Shooter gespielt hat, wird sich hier gleich wohlfühlen und problemlos loslegen können. Von Messern, Handfeuerwaffen, bis hin zu Raketenwerfern ist alles dabei was Spielerherz begehrt. Ein cooles Feature dabei ist, dass sich nahezu alle Waffen auch dual verwenden lassen. So kann B.J. auch beispielsweise mit zwei Sturmgewehren gleichzeitig kämpfen, die sich separat abfeuern lassen. 
Besonders hervorzuheben ist dabei ein Perks-System, das dem Spieler besondere Boni verleiht. Je nach bevorzugter Spielweise - Offensiv, Stealth, Einhand- oder Dualwaffen - lassen sich Verbesserungen für dieses Vorgehen freischalten. So wird der Spieler ermutigt  verschiedene Kampfstile auszuprobieren.
Einzig das Deckungssytem, welches uns Wolfenstein The New Order aufs Auge drücken will funktioniert nicht so richtig. Dazu soll der Spieler Deckung suchen, die entsprechende Taste drücken und sich dann manuell aus der Deckung herauslehnen, um die Gegner so aufs Korn zu nehmen. Theoretisch eine richtig gute Idee, aber praktisch ist das während der vielen hektischen Schusswechsel zu viel Tastenakrobatik, als das dieses Feature regelmäßig genutzt werden würde.
Über die Gegnertypen hingegen lässt sich wenig meckern. Neben normalen Soldaten und Kampfhunden trifft der Spieler auch auf übermenschliche Kämpfer und Kampfroboter. Wie es sich gehört wird auch von Zeit zu Zeit ein größerer Bossgegner präsentiert, bei dem es gilt zunächst seine Schwachpunkte zu finden und diese dann gezielt anzugreifen. 

Wolfenstein The New Order Screenshot 05
Mit zwei Schrotflinten bewaffnet freut man sich über jeden "Standardgegner".
Wolfenstein The New Order Screenshot 06
Auch simple Eiträge und Tonbandaufnahmen, die wir im Tagebuch abrufen können unterstützen die, ohnehin schon dichte, Atmospäre von Wolfenstein The New Order noch zusätzlich.


Die Gewaltdarstellung ist in Wolfenstein The New Order schonungslos und unterstreicht das Setting des Spiels in jederlei Hinsicht. In jeder Ecke der Spielwelt ist die Brutalität des Regimes, mit der es seine Feinde unterdrückt, allgegenwärtig und sorgt so für eine düstere und vor allem glaubwürdige Atmosphäre.


WOLFENSTEIN THE NEW ORDER


Genre: Action

Entwickler: MachineGames

System: PC

Jahr: 2014

82

 

82 / 100: Sehr gut!



Wolfenstein: The New Order ist ein beeindruckender Singleplayer-Shooter, der sich mit seiner düsteren, alternativen Geschichtserzählung, emotional gezeichneten Charakteren und einer gelungenen Mischung aus Action und Stealth deutlich von Genre-Standards abhebt. Statt auf Multiplayer-Elemente zu setzen, konzentriert sich das Spiel vollständig auf eine intensive, atmosphärisch dichte Kampagne. Trotz kleinerer Schwächen bei der Steuerung bietet es eine packende Spielerfahrung, die sowohl erzählerisch als auch spielerisch überzeugen kann.


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