Weder Horror noch Shooter
Es steht außer Frage, dass Resident Evil das Survival-Horror Genre über Jahre hinweg geprägt und sich seinen Platz in der Geschichte der Videospiele wohlverdient hat.
Dennoch muss ich zugeben, dass ich mich für die Reihe erst zu interessieren begonnen habe, als Resident Evil 4 in den Startlöchern stand. Der Sprung von vorgerenderten Grafiken mit fixierten Kameraeinstellungen zu mehr Action in einer Third-Person Ansicht hat mich auf Anhieb mehr angesprochen als die alte Spielmechanik.
Dieses Konzept wurde auch in Resident Evil 5 umgesetzt.
Wir übernehmen die Rolle von Chris Redfield, der ins heiße Afrika bestellt wird. Dort werden Feldversuche an der Bevölkerung durchgeführt, die zu einer neuen Art Biologischer Waffe führen sollen. Genauer gesagt, ist ein neuer Zombievirus im Umlauf, der Menschen zu kontrollierbaren Supersoldaten mit übermenschlichen Kräften und allerlei anderen Mutationen werden lässt.
Das derartige Versuche nicht gerade in großen Metropolen oder Ballungsräumen stattfinden liegt auf der Hand. So sind wir
auch in Resident Evil 5 Großteils in entlegenen Regionen und kleineren Dörfern unterwegs, die weitestgehend von der Außenwelt abgeschnitten sind.
So durchstreifen wir Areale, die uns im Schlauchdesign vorwärtskommen lassen. Nie stellt sich die Frage wo wir als nächstes hinmüssen oder was als nächstes zu tun ist. So sind die Außenareale, durch ihre Architektur, schon recht beengt und geben uns immer genau einen Weg zum Weiterkommen voraus. Betreten wir dann doch einmal einen Innenraum, wird es richtig klaustrophobisch. Meist fehlt es an Bewegungsfreiheit, um den Gegnern auszuweichen. So sind wir gezwungen sie möglichst schnell mit unseren Waffen zu erledigen oder gegebenenfalls einfach die Flucht zu ergreifen, um nicht von ihnen erwischt zu werden.

Auch zu Wasser werden die Spielabschnitte schnell wieder beengt.
Die beengten Level sind dabei ein bewusst gewähltes Spielelement, um uns zur Dauerflucht vor den Gegnermassen zu zwingen. Denn, wirklich viel einstecken können wir nicht. Nach zwei, drei direkten Nahkampftreffern durch unsere Feinde, segnen wir auch schon das Zeitliche. So bleibt uns nichts anderes übrig, als immer auf der Flucht zu bleiben, um nicht in einen Nahkampf verwickelt zu werden.
Dadurch wird Resident Evil 5 schnell zur Dauerballerei, die auf den ersten Blick nach einem flotten Third-Person Shooter im Horrorsetting aussieht. Doch weit gefehlt: Die behäbige Steuerung bremst die Action massiv aus. Schritte zur Seite können wir schon einmal gar nicht machen, wodurch wir gezwungen sind unsere Position durch langsames Drehen und vorwärts bzw. rückwärts laufen unserer Spielfigur zu verändern. Eindeutig wollte man hier krampfhaft die Panzersteuerung aus den ersten Resident Evil Spielen am Leben halten - Was für das Action- und Gegnerreiche Gameplay aber komplett ungeeignet ist. Da hilft es auch herzlich wenig, dass das eigentliche Zielen, mit unseren Waffen, auch sehr langsam von statten geht. Zumal wir zum Zielen und Schießen komplett stillstehen müssen. Wenn wir dann noch die Waffe wechseln müssen, verabschiedet sich auch das letzte bisschen Freude am Spiel, da hierfür erst das Inventar geöffnet, die Waffe angewählt und ausgerüstet werden muss.
Dadurch erhalten wir ein insgesamt sehr verkrampftes Gameplay, dass scheinbar nicht weiß, was es will. Für Horror ist es zu viel Geballer auf scheinbar unendliche Gegnermassen, während die Action kontinuierlich von der Steuerung ausgebremst wird.

Dafür, dass sich Resident Evil 5 als ein Third-Person Shooter inszeniert, fallen die Schusswechsel sehr unbeholfen aus.
Geschossen werden kann nur, wenn man mit der Waffe bereits zielt. Währenddessen kann man sich mehr bewegen.
Meist stellen sich uns infizierte Dorfbewohner in den Weg, die entweder un- oder nur spärlich bewaffnet sind. Da es das selbstverständlich noch nicht gewesen sein kann, werden uns immer wieder auch axtschwingende oder mit einer Kettensäge bewaffnete Gegner entgegengeworfen. Allgemein sind die Gegnertypen aber nicht sonderlich abwechslungsreich und wiederholen sich sehr oft.
Wobei ich durchaus zugeben muss, dass jeder Auftritt des Kettensägengeners entsprechend gut in Szene gesetzt wurde. Sobald dieser, in einer kurzen Sequenz, angekündigt wird verfällt man regelrecht in Panik, da dieser nur einen Treffer benötigt, um uns wortwörtlich einen Kopf kürzer zu machen. Aber auch dieser leidet, wie alle anderen Gegner, unter dem Masse statt Klasse-Syndrom. Mehr als auf uns einzustürmen hat die KI nicht drauf. Es ist daher eindeutig die Masse an Infizierten, vor der wir auf der Flucht sind, nicht ihr vorgehen.

Während wir von unzähligen Infizierten verfolgt werden, müssen wir unsere Waffe wechseln...
Schön und gut, doch das bedeutet:
1. Stehen bleiben,
2. Das Inventar öffnen,
3. Die Waffe anwählen
4. Waffe ausrüsten.
Eine intuitive Steuerung sieht anders aus.
Auch die Bossgegner sind gut in Szene gesetzt und beeindruckend. Zumindest, bis man merkt, dass die Bosskämpfe selbst in ein stetiges im Kreis rennen ausarten. Aber klar, wenn die Steuerung es nur zulässt im Stillstand zu zielen rennt man eben Ewigkeiten im Kreis, nur, um ab und zu mal stehen zu bleiben, sich laaangsam zu drehen, laaangsam zu Zielen, einen Schuss abzugeben und wieder weiter zu rennen.
RESIDENT EVIL 5
Genre: Action | Entwickler: Capcom | System: PC | Jahr: 2009

6
Der Name hats mich mal ausprobieren lassen. Das wars.
Wirklich Lust zum Spielen, geschweige denn das Ende zu sehen, stellt sich hier auch nach mehreren Spielstunden und Sitzungen einfach nicht ein.
Für ein Horrorspiel wirken die dummen Gegner, welche nur durch ihre Masse eine Gefahr darstellen, viel zu sehr nach Schießbude. Für ein Actionspiel bremst die sperrige Bedienung zu sehr jede einzelne Bewegung aus.
Resident Evil 5 lässt sich getrost als "Im Kreis rennen für Schmerzresidente Fans" bezeichnen.
Wertung: 6 von 10 Punkte
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