Filmreifes Mafiadrama

2002 erschien erstmals das Actionspiel Mafia und konnte sich aufgrund seiner tollen Geschichte und Atmosphäre eine treue Fangemeinde aufbauen.
Während das Original vom tschechischen Entwicklerstudio Illusion Softworks stammt, wurde das umfassende Remake, welches ich euch heute vorstelle, von Hangar 13 entwickelt und hört auf den Namen Mafia: Definitive Edition. Diese erschien erstmals 2020 und ist entweder einzeln oder als Teil der Mafia: Trilogy erhältlich.
Zur falschen Zeit am falschen Ort
Wir befinden uns in den 1930er-Jahren und schlüpfen in die Rolle von Tommy Angelo, einem Taxifahrer, der während seiner Nachtschicht nur auf Kundschaft wartet. Doch plötzlich stürmen zwei bewaffnete Männer auf ihn zu und zwingen ihn, ihr Fluchtfahrer zu sein. Durch diese zufällige Begegnung wird er immer weiter in die kriminelle Unterwelt der fiktiven Stadt "Lost Heaven" hineingezogen und arbeitet fortan für Don Salierie.
Die Handlung zeigt Tommys Aufstieg vom Fahrer, über den Vollstrecker und eng vertrauten des Dons, bis hin zu seinem Fall in der Mafia.


Der Fahrer
Mafia: Definitive Edition sieht aus wie ein GTA in den 1930er Jahren, ist es aber nicht. Zwar lässt sich die Stadt "Lost Heaven" innerhalb einer Mission frei erkunden und lässt uns frei nach Belieben Umwege zu unserem Ziel nehmen, doch ein freies begehen der Spielwelt zwischen den Storymissionen gibt es nicht. Tatsächlich gibt es überhaupt kein "zwischen den Missionen". Haben wir eine Mission beendet, werden wir direkt mit einer der vielen Zwischensequenzen auf unseren nächsten Auftrag eingestimmt. So verläuft das Spiel strikt linear, obwohl es den Anschein erweckt, in einer Open World zu spielen.
Das ist aber die große Stärke von Mafia. Denn auch, wenn alles voll Story getrieben ist und wir uns - streng nach Drehbuch - nur von A nach B bewegen, so fühlt es sich nie nach einem vorgegebenen Schlauch an.
Auf dem Weg, den wir im Auto zu unserem Auftrag zurücklegen müssen, hören wir Gespräche von Tommy mit seinen Beifahrern oder Nachrichten im Radio, die von unseren letzten Schandtaten berichten. Dazu noch die Möglichkeit, hier und da einen kleinen Umweg fahren zu können, einfach nur, weil wir es können.
Nicht, um irgendeine Nebenaufgabe zu erledigen. Die gibt es einfach nicht. Sondern, einfach nur, um den Radiobericht über den letzten Anschlag der Mafia zu hören. Den Gesprächen zu lauschen, oder ein Lied des - perfekt aufs Setting abgestimmten - Soundtracks noch schnell zu Ende zu hören.
Das alles erzeugt ein regelrechtes Wohlfühlumfeld und die Illusion einer lebendigen, offenen Welt, obwohl es diese offensichtlich nicht gibt - Genial!


Der vorsichtige Vollstrecker
Wie es sich für ein Gangsterepos gehört, sind natürlich auch Actionsequenzen ein zentraler Bestandteil des Spiels. Diese erleben wir aus der Third-Person Ansicht und liefern uns so etliche Schusswechsel mit unseren vielen Gegnern.
Dabei wurde ebenfalls auf Spannung geachtet: Wenige Treffer sind bereits tödlich und wir müssen immer auf unsere Deckung bedacht sein. Die zur Verfügung stehenden Waffen fühlen sich angenehm realistisch an. Bei hektischen Feuergefechten verziehen die Waffen der 1930er Jahre sehr schnell und erfordern eine ruhige Hand zum Zielen.
Glücklicherweise gibt uns das Spiel ein Deckungssytem zur Hand, welches uns ermöglicht uns zu verstecken und aus der Sicherheit heraus das Feuer zu eröffnen. Allerdings ist dieses etwas hakelig und unausgereift. Es ist nicht möglich die Deckung einfach per Tastendruck zu verlassen. Stattdessen müssen wir einen Schritt von der Deckung weg machen. Das führt oft dazu, dass Tommy aufsteht und für alle Gegner in der Umgebung ein gut sichtbares Ziel abgibt. So ergeben sich oft Spielsituationen, in denen wir unfreiwillig mehr einstecken müssen als nötig.
Glücklicherweise finden wir in den Missionen verstreute Erste Hilfe Kästen, mit denen wir unsere Lebensenergie wieder auffüllen können. Diese sind allerdings nicht immer in Reichweite, wodurch uns Mafia einen vorsichtigen Spielstil aufzwingt. Das mag nicht jedermanns Sache sein, doch es hilft zweifellos die dichte Atmosphäre aufrecht zu erhalten.


MAFIA: DEFINITIVE EDITION

Genre: Action
Entwickler: Hangar 13
System: PC
Jahr: 2020
88 |
88 / 100: Sehr gut!
Pro:
- Toll inszenierte Handlung
- Passende Musik
- Faszinierendes 1930er-Mafia Setting
Kontra:
- Gewöhnungsbedürftiges Deckungssystem
Grafik: | 9 / 10 |
Sound: | 9 / 10 |
Steuerung: | 7 / 10 |
Atmosphäre: | 10 / 10 |
Wiederspielwert: | 9 / 10 |
Dank seiner vielen Zwischensequenzen fühlt sich, Mafia: Definitive Edition wie ein spielbarer, spannender Film an. Das Setting selbst hat mich sofort in seinen Bann gezogen und dank seiner gut geschriebenen Geschichte und Dialoge seinen Spannungsbogen bis zum Ende aufrechtzuerhalten.
Die offene Spielwelt, ohne jegliche Nebenaufgaben wirkt zeitweise wie verschenktes Potenzial. Doch gerade durch den Wegfall dieser kann Mafia: Definitive Edition genau da glänzen, wo es den Entwicklern offensichtlich auch am wichtigsten war: Beim Erzählen einer spannenden Geschichte in einer scheinbar lebendigen und offenen Spielwelt.
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