Ein Fiebertraum im 17. Jahrhundert
1604. Schiffbrüchig finden wir uns an der Küste der neuen Welt wieder. Die Schwarz/Weiß Optik macht schon mal was her und vermittelt eine ungemütliche Atmosphäre.
Dabei hören sich das Meeresrauschen und die Mövenrufe so friedlich an, sodass man am liebsten einen Tag am Strand verbringen möchte.
Nachdem wir die verstreuten Überreste der Schiffsladung durchsucht und ein paar Taler gefunden haben, führt der einzige Weg ins Landesinnere.
Kaum betreten wir den Waldesrand erscheint auch schon eine rot gekleidete Frau, die uns eine Warnung zukommen lässt. Wir sollen doch umkehren, um nicht für immer an diesen Ort gebunden zu werden.
Leicht gesagt, doch da wir keine Möglichkeit haben wieder in See zu stechen, gehen wir tiefer in den Wald. Dort finden wir dann auch die Notiz eines Händlers, der uns einen Bogen samt Pfeile hinterlegt hat.
Mit diesen können wir dann unsere ersten Widersacher ausschalten.
Die Feinde stellen sich schnell als dämonische, spanische Konquistadoren heraus, an deren Rüstungen unsere Pfeile gerne abprallen, wenn wir keinen gezielten Schuss auf Kopf oder andere Körperteile landen können. Zwar ist auch ein Nahkampf mit dem Messer möglich, doch bereits während der ersten Begegnung wird klar, dass Vorsicht geboten ist. Den Gegnern fällt unsere Anwesenheit sehr schnell auf und wir segnen in einer direkten Konfrontation schnell das Zeitliche.
Da bleiben wir lieber unentdeckt und greifen aus dem Hinterhalt an.
Das Schleichelement ist dabei gut integriert worden. Bewegen wir uns geduckt, fallen unsere Schritte natürlich leiser aus. Richtig cool ist dabei der Wind - wenn dieser Laut durch die Bäume weht, können wir es sogar riskieren zu Rennen, ohne gehört zu werden. Soweit die Theorie - In der Praxis ist die KI der Gegner recht unbeständig. Während wir einige Widersacher, durch eine leicht erhöhte Position mit geringem Abstand übertölpeln können, jagt uns der nächste bis zum Ende der Spielwelt - egal, wie weit wir uns von ihm entfernt hielten.
So erkunden wir in steter Paranoia und dem Unwissen darüber, wie der nächste Feind auf uns reagiert, die schwarz/weiße Spielwelt. Diese patrouillieren gerne in kleinen Grüppchen an den Trampelpfaden entlang, welche einen Spielabschnitt durchziehen. Einzelne Gegner hingegen treffen wir nur selten an. Zum Glück funktioniert die Steuerung dabei sehr gut, wodurch uns auch Überraschungsangriffe auf mehrere Gegner schnell gelingen und wir nur noch den Nahkampf und die Nachladezeiten der Waffen aus dem 17. Jahrhundert fürchten müssen. Daher bleibt auch der Bogen unsere erste Wahl. Nur, falls uns ein Gegner gefährlich nahe kommt, wechseln wir für einen einzelnen, gezielten Schuss zur Muskete.
Um uns zurecht zu finden, gibt uns das Spiel glücklicherweise eine Karte zur Hand, auf der von Anfang an alle wichtigen Itemstandorte einer Map eingetragen sind. Das ist sehr praktisch, denn - auch wenn die farbarme Grafik sehr atmosphärisch ist - gehen dadurch doch etwas die optischen Anhaltspunkte verloren, welche wir sonst zur Orientierung benutzen würden. In Farbe ist es viel einfacher die Orientierung zu behalten. Da ist es auch sehr angenehm, dass alle interessanten Objekte rot glitzern und so unsere Aufmerksamkeit erregen.
Keine Angst: Wer will, kann jederzeit Farbe hinzuschalten. Dafür wurde ein Schieberegler im Optionsmenü integriert.
In Farbe entsteht zwar ein angenehmeres optisches Erscheinungsbild, doch das nimmt viel von Betrayers Atmosphäre.
Die einzelnen Maps sind angenehm weitläufig mit viel Platz zum verstecken, zeitgleich sind sie kompakt genug, um uns nicht mit ihrer Größe zu erschlagen. Dennoch wurden an einigen Stellen Schnellreisepunkte eingerichtet, was unnötigen Laufwegen vorbeugt. Dazu kommt ein "Zurück zum letzten Aufenthaltsort"-Schalter, der es uns ermöglicht nach einer Schnellreise wieder dorthin zurückzukehren, wo wir diese ausgelöst haben - So müssen wir bei unseren Erkundungen nur zum Zielort "hinlaufen". Eine sehr coole Sache.
Sollten wir uns allerdings gerade in einem Kampf mit Gegnern befinden, ist die Schnellreise natürlich gesperrt.
So durchstreifen wir die Landstriche des Jahres 1604 und versuchen herauszufinden was passiert ist, dass ein Haufen dämonischer Konquistadoren in der neuen Neuen Welt herumstreift. Dazu lesen wir Grabinschriften und sammeln verstreute Tagebuch- & Logbucheinträge. Das sammeln dieser Hinweise bringt viel Atmosphäre ins Spiel und vermittelt gut die blutige Vergangenheit dieses Landstrichs.
Gespräche mit lebenden Personen haben wir hingegen sehr selten. Diese sind auch leider nicht vertont und müssen ebenfalls gelesen werden, wodurch sich die gesamte Geschichte von Betrayer nur sammelwütigen Leseratten erschließt.
An bestimmten Stellen im Spiel können wir in die "Anderswelt" übertreten. Eine Art Schattenwelt, in der wir mit den Geistern von Toten reden und ihnen helfen können ihren Frieden. Dort treffen wir auch auf Skelette, statt der Konquistadoren.
Gelingt es uns alle dieser Gegner in der Nähe von Totempfählen der Ureinwohner zu vertreiben, gilt das Gebiet als gereinigt. Erst, wenn wir das getan haben, können wir auch in der normalen Welt in den nächsten Spielabschnitt vordringen.
Im Gegensatz zur normalen Welt können wir die Anderswelt nicht, auf Wunsch, farbig machen. Das trägt gut zur Geisteratmosphäre bei. Wer will, kann diese aber aufhellen und so etwas weniger ungemütlich machen.
BETRAYER
Genre: Adventure | Entwickler: Blackpowder Games | System: PC | Jahr: 2014
8
Wertung:
8 von 10 Punkte
Grafik: Die eigenwillige Farbwahl vermittelt eine gute Atmosphäre. Auch in Farbe ist das Spiel alles andere als hässlich, verliert aber einiges seiner Spannung.
Sound: Vertonte Texte wären schön gewesen. So müssen wir uns nur mit Umgebungsgeräuschen und Soundeffekten begnügen.
Steuerung: Nach kurzer Eingewöhnungszeit gelingen uns schnelle Rushs auf die Gegner.
Gameplay: Es ist schade, dass viele Orte auf der Karte markiert sind. So geht doch sehr das geheimnisvolle verloren. Zudem wiederholen sich die Aufgaben auf jeder Map, was leider nicht sonderlich abwechslungsreich ist.
Spielspaß: Es macht Spaß, sich vorsichtig den Gegnern zu nähern und diese aus der Distanz anzugehen. Die düstere Atmosphäre des Spiels, welche und immer auf der Hut sein lässt, passt perfekt zum Distanzkampf.
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